Angela Pekovics

 

Ergonomie in Schulen

 

Vortrag im Rahmen des 45. Intersteno-Kongresses in Wien.

 

e-mail angela.pekovics@lehrer.bgld.at

 

 

Wir alle sitzen an Bildschirmarbeitsplätzen. Die arbeitenden Männer und Frauen in den Büros, die Lehrerinnen und Lehrer bei der Vorbereitung ihres Unterrichts, die Schülerinnen und Schüler in Notebook-Klassen den ganzen Vormittag und natürlich bei den Hausübungen, die Jugendlichen beim Informatik- und Textverarbeitungsunterricht und beim Spielen am PC, ja bereits die Volksschulkinder und natürlich auch die Senioren.

 

Wir sitzen auf den verschiedensten Sitzgelegenheiten und wir arbeiten in den kuriosesten Arbeitshaltungen. Wir sitzen manchmal stundenlang, ohne uns zu bewegen. Wir vergessen oft sogar auf das Bewegen der Augen, auf das Zwinkern.

 

Wir fühlen uns verspannt und müde. Die Augen brennen und fühlen sich trocken an. Der Rücken tut uns weh und die Schultern schmerzen. Im Nackenbereich verspüren wir ein unangenehmes Ziehen. Wir fühlen uns krank.

 

Die Zeitungen schreiben, dass die Krankenstände, die durch die Arbeit am Computer hervorgerufen werden, im Ansteigen begriffen sind. Eine Statistik beweist, dass unglaubliche 8,3 Millionen Krankenstandstage pro Jahr wegen Krankheiten von Skelett und Muskeln verursacht werden.

 

Und genau darum geht es: Nicht das Arbeiten am PC an sich macht krank. Zu Beschwerden führen die Bedingungen, unter denen die Arbeit stattfindet. Krank macht uns, wenn wir auf Sesseln sitzen, die nicht ergonomisch sind. Krank macht uns, wenn wir unsere Sitzposition stundenlang nicht wechseln. Krank macht uns, wenn wir den Bildschirm nicht richtig positioniert haben. Krank macht uns, wenn wir keine Pausen machen, um uns durchzustrecken, um der verspannten Muskulatur etwas Erleichterung zu verschaffen. Krank macht uns, wenn wir uns nicht bewegen.

 

In der Bildschirmarbeitsplatzverordnung des Arbeitnehmer/innen-Schutz-Gesetzes sind alle diese Bedingungen festgelegt und das sog. Arbeitsinspektorat sorgt für die Einhaltung dieser Richtlinien in den Betrieben. Aber für die Schülerinnen und Schüler, für Studentinnen und Studenten gibt es keine derartigen Vorschriften.

 

Im Rahmen meines Studiums „Medienpädagogik“ an der Donauuniversität Krems führte ich im Jahre 2002 eine Umfrage unter den Notebook-Schüler/innen durch. Das Sample der Befragten belief sich auf 252, das waren ca. 25 % der damals 1.000 Notebook-Schüler/innen Österreich. Im heurigen Schuljahr gab es in Österreich bereitsca. 8.000 Schüler/innen, die an Laptops unterrichtet wurden.

 

Die Schwerpunkte bei dieser Befragung waren:

Ø      Information über Ergonomie

Ø      Notebook-Aufstellung, Sehabstand und Sessel

Ø      körperliches Wohlbefinden bei der Arbeit

Ø      Übungen für Augen und Rücken

 

 

 

Fast genau 50 % der Befragten hatten noch keine Informationen über Ergonomie erhalten.

 

 

Ovale: 71 %71 % der befragten Schülerinnen und Schüler gaben an, mit der momentanen Arbeitsplatzsituation unzufrieden zu sein.

 

 

 

 

 

 

Der Arbeitssessel konnte nur von 30 % der Befragten in der Höhe verstellt werden.

 

 

 

 

 

 

 

Ovale: 37 %37 % haben den Laptop nicht gerade vor sich stehen. Dieser Zustand ist auf Dauer für die Halswirbelsäule nicht ideal und es kann zu Konzentrationsstörungen und Kopfschmerzen kommen.

 

 

 

Auf die Frage nach Rückenschmerzen antworteten 107 Personen mit Ja.

 

 

 

 

 

 

Nach längerem Arbeiten verspüren mehr als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler ein unangenehmes Ziehen im Nackenbereich.

 

Diese Beschwerden treten meist nach zu langem Arbeiten in angespannter Körperhaltung auf.

 

Ein großer Prozentsatz, nämlich 85 %, gab an, im Bereich Pausen und Bewegung weder für den Rücken noch für die Augen Ausgleichsübungen und Entspannungsübungen zu machen.

 

 

Übrigens: So sieht ein optimaler Bildschirmarbeitsplatz aus:

Casella di testo: 42-52 cmCasella di testo: (68-76 cm)
72 cm
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Und das ist das optimale Bild in der Praxis.

 

Ich möchte nun einige Empfehlungen für eine Verbesserung des „ergonomischen Zustandes“ in Schulen anführen:

Ø      verstärkte Aufklärung über Ergonomie sowohl für Lehrer/innen als auch für Schüler/innen

Ø      verstärkte Unterweisung in der Handhabung ergonomischer Arbeitsmittel

Ø      verstärkte Information über Ausgleichsübungen für Augen und Rücken

Ø      verstärkte Einbeziehung der Schulärztinnen und Schulärzte

Ø      gezielte Investitionen in ergonomische Sessel und in größere Arbeitstische durch den Schulerhalter

Ø      verstärkte Beachtung der Lichtsituation in den Unterrichtsräumen

 

Das Ziel für die Zukunft ist es vor allen, die Schülerinnen und Schülern, den „jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in der Firma Schule“ in erster Linie zu Eigenverantwortung und Eigeninitiative für ihre Gesundheit zu erziehen. Dazu bedarf es der Schaffung von geeigneten Computer-Arbeitsplätzen in der Schule, und dazu bedarf es ausreichender Informationen über die richtige Anwendung von Ergonomie auch zuhause. Nur so kann das Gesundheitsbewusstsein der jungen Menschen gefördert werden.

 

Aber auch die Institution Schule muss meiner Meinung nach zur Thematik Ergonomie Stellung beziehen. Die Schule muss Verantwortung für die Gesundheit der jungen Menschen übernehmen, damit diese durch den „Arbeitsplatz Schule“ nicht gesundheitliche Langzeitschäden davon tragen, sondern im Gegenteil, von der Schule das Rüstzeug mitbekommen, um ihr berufliches und privates Leben gesünder zu gestalten. Die Schule hat für eine gesunde Lernumgebung zu sorgen, in der konstruktives und effizientes Lernen möglich ist.

 

Ich zeige Ihnen nun anhand einiger Bilder meiner Schule, der Handelsakademie und Handelsschule Oberpullendorf, wie seit vielen Jahren Ergonomie nicht nur unterrichtet sondern vor allem aktiv umgesetzt wird:

 

Im Rahmen eines Maturaprojektes wurden in unserer Schule ein ergonomisches Mousepad und ein ergonomischer Bildschirmschoner entwickelt. Diese Idee erhielt beim EUREKA-Jugendwelterfinderpreis den 3. Platz und wurde bereits patentiert.

 

Damit wir alle nicht so enden, wie es diese Grafik zeigt, bitte ich Sie nun, die Übungen des Bildschirmschoners, die Sie zum Mitmachen und zum Einhalten von Pausen animieren sollen, mitzumachen und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!